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Traditionelles Rezept der Poule au Pot von Heinrich IV

Traditionelles Rezept der Poule au Pot von Heinrich IV

Okzitanisch: Recèpta tradicionau de la Pola al Poishon d’Enric Quate

Ein emblematisches Rezept der französischen Küche, ein Symbol für Wohlstand und Geselligkeit. Die Poule au Pot von Heinrich IV verkörpert den Geist der lokalen Gastronomie: Einfachheit, Gemeinschaft und Exzellenz landwirtschaftlicher Produkte.

Andere Namen:

  • Okzitanisch (Gascon/Béarnais): Pola al poishon, Pola farcida al poishon, La pola deu Henric Quart

  • Französisch: Poule au bouillon, Poule farcie au bouillon, Poule farcie d’Henri IV


Anekdote oder Sprichwort

"Ich will, dass jeder Bauer in meinem Reich am Sonntag ein Huhn in seinem Topf haben kann." — Heinrich IV

Auf Altfranzösisch: “Chascun laboureur doibt avoir sa poule en la pote.”

Dieser Satz wurde zum Symbol für Wohlstand und das gute Leben, das der König seinen Untertanen wünschte. Die „poule au pot“ war nicht nur ein Gericht, sondern ein Ideal: Frieden und Wohlstand auf dem Land.


Legende

Es wird erzählt, dass Heinrich IV, auf einer Reise durch ein Dorf im Béarn, Tische ohne Fleisch sah. Gerührt versprach er seinem Minister Sully, dass jede Familie an Festtagen eine Poule au Pot genießen könne. Dieses Versprechen machte das Gericht zum Symbol für Wohlstand und soziale Gerechtigkeit, ein Zeichen für Frieden und ländlichen Wohlstand.


Geschichte: La Poule des Amoureux von Monein

In den Hügeln von Monein lebten ein junger Winzer namens Baptiste und eine Spinnerin namens Maridòu. Sie liebten sich seit der Kindheit, doch ihre Familien waren wegen eines kleinen Landstücks zerstritten und lehnten ihre Verbindung ab.

Jeden Abend brachte Baptiste Maridòu Eier von einem weißen Huhn, das er hinter der Scheune hielt. Man sagte, es sei ein „vom Himmel gesegnetes“ Huhn, das sonntags an Ostern geboren wurde und immer vor Tagesanbruch Eier legte.

Als im Winter eine Hungersnot eintrat, bat die Familie Baptiste, das Huhn zum Kochen zu geben. Aus Liebe und damit niemand hungerte, stimmte er zu, unter der Bedingung, dass die Brühe gerecht geteilt werde. Maridòu weinte und segnete das Huhn, bevor es in den Topf kam.

Man sagte, wer die Brühe probierte, würde seine Liebe ein Leben lang bewahren.

Seitdem sagt man in Monein: Wenn ein junges Mädchen das Poule-au-Pot-Mahl mit ihrem Liebsten teilt, „legt sie ihr Herz in den Topf“.


Geographischer Ursprung und Status

  • Land: Frankreich

  • Region: Béarn / Südwesten

  • Erfinder: Mündliche Überlieferung, am Hofe durch Heinrich IV populär

  • Offizielle Rezeptur: Ja

    • Inoffizielle Spezifikationen: Freilandhuhn, gefüllt mit Schweine- oder Kalbfleisch, klare Gemüsebrühe, serviert mit Suppe oder weißer Sauce


Geschichte

Renaissance und kulinarische Kodifizierung

  • 16.–17. Jahrhundert: Huhn wird Symbol für Adel und Wohlstand in Frankreich

  • François Pierre La Varenne (1615–1678) beschreibt Poule-au-Pot-Rezepte in Le Cuisinier François

  • Heinrich IV machte die „poule au pot“ für alle Untertanen populär

Ursprung im mittelalterlichen Landleben: Geflügel war ein Festessen für besondere Anlässe. Unter Heinrich IV (1589–1610) wurde das Gericht politisches Symbol für Wohlstand und Frieden nach den Religionskriegen.

  • 17. Jahrhundert: Verbreitung unter Adel und Bauern, codifiziert von La Varenne mit langsamer Aromabrühe-Kochung

  • 19. Jahrhundert: In fast allen Haushalts- und Bürgerkochbüchern vertreten, regionale Varianten:

    • Gers: Füllung mit Foie Gras

    • Béarn: Brühe mit Nelken

    • Norden: gemischtes Gemüse

Heute ein Klassiker in Kochwettbewerben und traditionellen Gasthäusern, Symbol einer großzügigen, traditionsbewussten Frankreich-Küche.


Ikonische Köche und Beiträge

  • La Varenne (17. Jh.) – Aromatische Brühe, langsame Kochtechnik

  • Antonin Carême (19. Jh.) – Präsentation mit Sauce Supreme und Pilaw-Reis

  • Auguste Escoffier (frühes 20. Jh.) – Bürgerliche Garnituren in Le Guide Culinaire

  • Paul Bocuse (20. Jh.) – Betonung auf Bresse-Huhn und einfache Brühe

  • Joël Robuchon (20. Jh.) – Mousse-artige Füllung für leichte Textur

  • Hélène Darroze (21. Jh.) – Landes-Huhn und alte Gemüse, moderne Gourmet-Version


Präsentation des Gerichts

  • Aussehen: Ganzes Huhn, goldene klare Brühe

  • Konsistenz: Zartes Fleisch, weiche Füllung, leicht knackiges Gemüse

  • Aromen: Geflügel, Kräuter, Nelken, Sellerie

Besonderheit: Sanfte Kochung, regelmäßiges Abschöpfen der Brühe, Füllung mit Fleisch, Brot und Kräutern

Notwendige Utensilien: Topf oder Cocotte, Schaumlöffel, Küchengarn, Messer, Schneidebrett, feines Sieb, Löffel, Thermometer, Chinois


Zutaten (für 6 Personen)

Für das Huhn

  • 1 Freilandhuhn (1,5–2 kg)

  • 2 Knoblauchzehen, gehackt

  • 2 Karotten

  • 2 Rüben

  • 2 Lauchstangen

  • 1 Zwiebel, mit 2 Nelken gespickt

  • 1 Kräuterstrauß (Thymian, Lorbeer, Petersilie, Sellerie)

  • 2,5 l Hühnerbrühe

  • 1 Markknochen

  • Salz, Pfeffer

Für die Füllung

  • 200 g Kalbshackfleisch

  • 3 Scheiben Brioche

  • 200 ml Milch

  • 2 Schalotten

  • 150 g Pilze (Champignons oder Steinpilze)

  • ½ Bund Kerbel

  • 1 kleine Trüffel

  • 50 g kandierte Kastanien

  • 300 g rohes Entenfoie Gras

  • Traubenkernöl oder neutrales Öl

  • 10 g Butter

  • 50 ml Armagnac

  • 2 Eigelbe

  • Salz, frisch gemahlener Pfeffer


Zubereitung und Methode

Vorbereitungszeit: 45 Min
Kochzeit: 2 Std. 30 Min – 3 Std

Schritt 1: Zutaten für die Füllung vorbereiten

  1. Brioche-Kruste entfernen, in Stücke schneiden und in Milch einweichen

  2. Schalotten fein hacken

  3. Pilze putzen und in feine Scheiben schneiden

  4. Kerbel waschen, trocknen, hacken

  5. Trüffel schälen, würfeln

  6. Foie Gras in 1 cm Würfel schneiden

Schritt 2: Füllung zubereiten

  1. Öl erhitzen, Schalotten 5–6 Min glasig dünsten → in Schüssel geben

  2. Pilze bei starker Hitze anschwitzen, Flüssigkeit reduzieren, Butter hinzufügen, Pilze 5 Min garen → in Schüssel geben

  3. Kalbshack, eingeweichte Brioche, Armagnac und Eigelbe untermischen

  4. Kerbel, kandierte Kastanien, Foie Gras und Trüffel vorsichtig einrühren

  5. Würzen, abdecken und kühlen

Chef-Tipp: Füllung soll zusammenhalten, aber nicht zerfallen

Schritt 3: Huhn vorbereiten

  • Huhn reinigen, innerlich würzen, ggf. auslösen

  • Mit Füllung füllen

  • Zubinden und mit Nadel und Garn verschließen

Chef-Tipp: Korrektes Binden garantiert gleichmäßige Garung und schöne Optik

Schritt 4: Brühe zubereiten

  • Huhn in Topf legen, mit Hühnerbrühe bedecken

  • Gemüse, Nelken-Zwiebel, Markknochen, Kräuterstrauß hinzufügen

  • Auf niedriger Hitze langsam erhitzen, Schaum regelmäßig abschöpfen

Technischer Hinweis: Flüssigkeit knapp unter dem Siedepunkt halten

Schritt 5: Garen

  • 2 Std. 30 Min – 3 Std bei schwacher Hitze, Brühe und Gemüse kontrollieren

  • Kerntemperatur ~82 °C

  • Huhn vorsichtig einmal wenden

Hinweis: Langsames Garen erhält Geschmack, Saftigkeit und Konsistenz

Schritt 6: Fertigstellen

  • 10–15 Min ruhen lassen, abdecken

  • Gemüse, Kräuter und Knochen entfernen, Brühe durch feines Sieb oder Chinois passieren

  • Optional mit Eiweiß klären

  • Würzen, ggf. mit Sahne oder Beurre Monté verfeinern

  • Brühe bei 65–70 °C servierbereit halten oder ≤4 °C kühlen

Servierempfehlung: Huhn ganz oder tranchiert, Gemüse und etwas Brühe dazu oder Brühe separat servieren


Servieren, Schneiden, Anrichten

  1. Huhn entlang der Gelenke schneiden, scharfes Messer, stabiles Brett

  2. Gemüse gleichmäßig schneiden, mit Brühe oder Butter glasieren

  3. Cocotte-Präsentation: Huhn und Gemüse anrichten, Brühe dazu

  4. Teller-Präsentation: Fleisch in der Mitte, Gemüse drumherum, Brühe leicht darüber

  5. Brühe separat servieren

  6. Tipp: Mit kaltem Wasser beginnen, nie stark kochen, Gemüse glasieren, Farbkontrast beachten, Huhn und Brühe 65–70 °C halten


Wein- und Getränkeempfehlungen

  • Weißwein: Meursault 2020/21 (buttrig, nussig), Pouilly-Fuissé 2021/22 (fein mineralisch), Sancerre 2022 (frisch, lebendig)

  • Leichte Rotweine: Beaujolais-Villages 2021/22 (fruchtig, leicht), Pinot Noir Burgund 2020 (elegant)

  • Rosé: Tavel 2021, Côtes-de-Provence 2022 (blumig, Pfirsichnoten)

  • Cider: Brut oder halbtrocken 2022

  • Alkoholfrei: Frischer Apfelsaft, Thymian-Zitronen-Infusion, Mineralwasser mit Zitrone


Kulinarisches Glossar

  • Écroûter: Brioche-Kruste entfernen

  • Ciseler: Kräuter oder Schalotten fein hacken

  • Émincer: Pilze dünn schneiden

  • Brunoise: Würfel 1–2 mm

  • Faire suer: Glasig dünsten ohne Bräunen

  • Débarrasser: Zutaten nach dem Garen entfernen

  • Cul-de-poule: Rundschüssel

  • Homogénéiser: Gleichmäßig mischen

  • Brider: Huhn binden

  • Bouquet garni: Kräuterbündel

  • Écumer: Schaum abschöpfen

  • Frémissement: Leichtes Köcheln

  • Température à cœur: Kerntemperatur (~82 °C)

  • Clarifier: Brühe klären

  • Réserver: Zutaten korrekt aufbewahren

  • Rectifier l’assaisonnement: Würzen nach Geschmack

  • Repos de la viande: Ruhen lassen

  • Consommé: Klare Brühe

  • Glacer les légumes: Gemüse glasieren

  • Pochage: Sanftes Garen in Flüssigkeit

  • Farce: Füllung

  • Désosser: Auslösen

  • Bouillon de volaille: Hühnerbrühe

  • Beurre monté: Butter in Brühe einarbeiten

  • Brillance du service: Optik: glasierte Gemüse, klare Brühe

  • Dressage: Anrichten im Teller

  • Hygiene und Sicherheit: Kühlkette, saubere Utensilien, Huhn ≥82 °C garen

Entschuldigung, dieser Artikel ist ausverkauft.
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